:Pictures of Lily
Aspekte der Entwicklung privater Fotografie
Sonderausstellung
4. September bis 16. Oktober 2024
verlängert bis 27. Oktober 2024
Museum gemeinsam gestalten 5
Das älteste erhaltene Foto wird auf das Jahr 1826 datiert – eine Heliographie auf einer asphaltbeschichteten Zinnplatte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte die Entwicklung
der Kameras und des Filmmaterials erhebliche Fortschritte. Schon um 1888 kam mit der Kodak Nr. 1, einer Rollfilmkamera, das erste fototechnische Massenprodukt auf den Markt. Es bedurfte jedoch etlicher weiterer Innovationen, um das Fotografieren zu einem bezahlbaren Hobby für die breite Masse zu machen.
Die Ablösung der analogen durch die digitale Fotografie setzt seit Beginn des 21. Jahrhunderts wiederum neue Maßstäbe und löst eine wahre Flut von Bildern aus. Die jüngsten Fortschritte auf dem Gebiet der sogenannten Künstlichen Intelligenz vergrößern die Möglichkeiten der Bildbearbeitung – oder Manipulation – enorm und damit auch diejenigen der missbräuchlichen Nutzung.
Für uns als Historiker – und begeisterte Fotografen – sind vor allem die Bildquellen aus dem 20. Jahrhundert ein wichtiges Thema. Weniger der Verbleib der in Archiven verwahrten und konservatorisch gut gesicherten, sondern vielmehr derjenige der unzähligen Aufnahmen in Privathaushalten beschäftigt
uns. Darunter finden sich zweifelsohne viele Fotos, die Geschehnisse von geschichtlicher Bedeutung festhalten.
Diese Aufnahmen sind, bestenfalls in Alben eingeklebt oder nur in Kartons verwahrt, häufig in Kellern oder auf Dachböden gelagert und in Vergessenheit geraten. Bei Haushaltsauflösungen landen sie zumeist im Müll. Wie kann es gelingen, solche Bildquellen zu finden, zu archivieren und zu digitalisieren, um sie zu erhalten und für die Geschichtsforschung zu nutzen?
Zwei Gründe – die Geschichtsforschung und das Interesse an der Fotografie – haben uns bewogen, die Kabinettausstellung ‚Pictures of Lily‘ zu kuratieren. Gezeigt wird sie als fünfter Baustein der Reihe ‚Museum gemeinsam gestalten‘, die das Museum am Hüttenstollen vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat.
Warum aber ‚Pictures of Lily‘? Zu dem Ausstellungstitel hat uns der 1967 veröffentlichte Song der britischen Rockband ‚The Who‘ inspiriert. Der von Peter Townshend geschriebene Text enthält
unter anderem die folgenden Zeilen:
Pictures of Lily made my life so wonderful
Pictures of Lily helped me sleep at night
For me and Lily are together in my dreams
And I ask you, „Hey mister, have you ever seen“
„Pictures of Lily?“
Mit ‚Lily‘ ist sehr wahrscheinlich Lady Lillie Langtry gemeint, eine Persönlichkeit der britischen Gesellschaft in viktorianischer Zeit und zeitweilig Mätresse des Prince of Wales, des späteren Königs Edward VII. Sie stand etlichen Malern ihrer Zeit Modell und wurde später eine bekannte Schauspielerin.
Die Vermischung von Privatem und Öffentlichem scheint uns als Metapher für unsere Ausstellung durchaus geeignet.
Wir hoffen auf reges Interesse.
Martin Stöber
Dr. Olaf Grohmann