Die Bodenschätze des Osterwaldes stammen aus der Zeit der Dinosaurier und tatsächlich ist hier einmal ein erhalten gebliebener Fußabdruck eines Iguanodons gefunden worden. Aber nicht nur das: auch versteinerte Muschelbänke, Wellenrippeln und Holzstücke, Ammoniten, Seeigel und Korallen haben Jahrmillionen überdauert. Diese und die Bodenschätze – Kohle, Kalkstein, Sandstein und Ton – stammen aus dem jüngeren Erdmittelalter, dem Mesozoikum. Dessen jüngste Formation ist die Kreide, deren älteste Abteilung wiederum die Unterkreide. Diese umfasst verschiedene Stufen und die älteste Stufe der Unterkreide trägt die Bezeichnung Berriasium oder kurz Berrias. Sie begann vor etwa 145 Millionen Jahren. Da ihre Schichten erstmals in einer Gegend der englischen Grafschaft Sussex untersucht wurden, die „the weald“ heißt, ist für diese Stufe auch der Namen Wealden gebräuchlich.

Handstück mit versteinerten Ammoniten

Vor der Kreidezeit, während der als Jura bezeichneten Formation, lag das Gebiet des heutigen Niedersachsen ständig unter dem Meeresspiegel. Als Vorläufer der Nordsee dehnte sich das germanische Becken aus. In der frühen Jurazeit wurden zunächst dunkle Tone und Sande sedimentiert. Diese verfestigten sich im Laufe von Jahrmillionen zu Sand- und Tonsteinen. In der jüngeren Jurazeit (Malm) zog sich das Meer nach Norden zurück. Die Küstenlinie verlief etwa vom heutigen Nordrand des Harzes über die Hilsbucht nach Westen. Nördlich davon, im Flachwasserbereich, lagerten sich weiße und graue Kalke ab.

In der Kreidezeit hob sich das niedersächsische Gebiet weiter – eine Auswirkung der Faltung und Hebung der weit entfernten Alpen. Während der Wealden-Stufe verwandelten sich große Teile Niedersachsens vorübergehend in Festland. Im mittleren Niedersachsen blieb hingegen ein Brackwassersee bestehen, das Niedersächsische Becken genannt. Es stand nur im Osten zeitweilig mit dem Meer in Verbindung. Flüsse transportierten große Mengen heller Sande hinein, in den küstennahen subtropischen Sümpfen wuchsen riesige Baumfarne und Schachtelhalme. Mehrfach überdeckten neue Ablagerungen diese Vegetation, sodass Torfe entstanden und sich im Laufe von 140 Millionen Jahren zu Steinkohle verfestigten.

Die Steinkohle jener Zeit, auch Wealdenkohle genannt, ist nur etwa halb so alt wie die im Ruhrgebiet vorkommende Kohle aus der Karbonzeit. Aus der wesentlich kürzeren Phase der Inkohlung resultiert eine erheblich schlechtere Qualität. Die vergleichsweise geringen Flözmächtigkeiten erschwerten den Abbau.

In der späten Jurazeit begannen tiefgreifende Bruchvorgänge in der Erdkruste, die sich während der Kreidezeit und vor allem der nachfolgenden Tertiärzeit verstärkten. Auch im niedersächsischen Raum zerbrachen Gesteinsschichten in einzelne Schollen, gewaltige Kräfte stellten diese Schollen schräg, hoben sie an oder senkten sie ab. Wissenschaftlich bezeichnet man diese Vorgänge als Saxonische Bruchschollentektonik.

Fossilien in der Bodenvitrine im Museum

Zeitgleich verursachten Zerrungen das Aufreißen von Gräben (Leinegraben) und Pressungen ließen Überschiebungen und Aufwölbungen (Sättel) entstehen. In der oberen Kreidezeit, während der „subherzynischen Phase“ stieg der Harz weiter empor und große Teile des heutigen Niedersächsischen Berglandes wurden ebenfalls angehoben. Generell grenzten sich die Hochschollen der Mittelgebirge als Rahmen gegen die sinkenden Felder ab und die Tiefenlinie des Niedersächsischen Beckens verlagerte sich nach Norden.

Die gebirgsbildenden Kräfte führten dazu, dass die Ablagerungen der Wealdenstufe an verschiedenen Stellen im niedersächsischen Bergland an die Oberfläche traten. Diese Kräfte verursachten auch die Verschiebungen und Störungen im Untergrund, die den Abbau der ohnehin geringmächtigen Kohleflöze zusätzlich erschwerten, wie ein kurzer Blick auf die spezifischen Verhältnisse am Osterwald veranschaulicht.

Die ehemals flach liegenden Schichten wurden hier tektonisch so verformt, dass sie heute im Bereich des Ortes Osterwald mit etwa 13 Prozent südlich und am Deister mit etwa 13 Prozent nördlich einfallen. Diese Verformung verursachte im Raum Springe-Völksen-Mehle eine Anhebung der Schichten und die Formung eines Gebirgssattels, der im weiteren Verlauf der Entwicklung zu einem sogenannten Luftsattel erodierte.

Die fünf am Osterwald abgebauten Flöze bilden zwei Flözgruppen:
– die Hangendflözgruppe oder obere Flözgruppe, bestehend aus dem Bergeflöz, dem Osterwalder Hangend- und dem Osterwalder Liegendflöz,
– die Liegendflözgruppe oder untere Flözgruppe, bestehend aus dem Hohewarter Liegend- und dem Hohewarter Hangendflöz.



Aus: Albrecht, Helmuth: Stratigraphie und Tektonik des Wealden am Bückeberg, Deister, Osterwald und Süntel mit besonderer Berücksichtigung der Flözführung, in: Zeitschrift für praktische Geologie XXI. Jg., 1913.


Zwischen der Hangend- und der Liegendflözgruppe steht ein etwa 100 Meter mächtiger Horizont von Sandstein an, der von Kohlen- und Sandschiefer durchzogen ist und keine abbauwürdigen Kohlenflöze enthält. Das Bergeflöz ist das jüngste Kohleflöz und enthält eine minderwertige Steinkohle.

Übrigens: Die Erdkruste ist aus einzelnen Platten zusammengesetzt, die auf dem darunterliegenden Erdmantel schwimmen. Unser Bundesland liegt auf der europäisch-asiatischen Platte, die eine langfristige Bewegung vom Äquator in Richtung Pol vollführt. Sie befand sich während des Erdaltertums und des Erdmittelalters deutlich südlicher als heute. So war Niedersachsen – im übertragenen Sinn – vor rund 145 Millionen Jahren etwa auf der Breite der heutigen Zentralsahara zu finden.