Herzog Julius: Renaissancefürst, Protestant, Ökonom
13. Juni bis 31. Oktober 2010
Anlässlich der 425-Jahr-Feier Osterwalds führt eine Sonderausstellung im Museum am Hüttenstollen zu den Spuren des „ökonomischen Fürsten“.
Im Jahr 1568 übernahm Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg die Regierung im Fürstentum Wolfenbüttel. Im Verlauf seiner Regentschaft konzentrierte er sich auf zwei wesentliche Ziele: die Durchführung der Reformation in seinem Land und die Schaffung von Wohlstand und Reichtum für das Herzogtum durch verschiedenste wirtschaftliche Unternehmungen. Als 1584 das völlig überschuldete Fürstentum Calenberg an Wolfenbüttel fiel, übertrug Julius seine Prinzipien auch auf dieses Territorium. Bei seinem Tod im Jahr 1589 hinterließ er seinem Sohn ein Land mit geordneten Finanzen, einer prosperierenden Wirtschaft und einer funktionierenden Verwaltung.
Ausgestattet mit profunden Kenntnissen der „Oeconomie“ und einer großen Leidenschaft für „Verwaltungsdinge“, die er auch auf den Bereich der Finanzen übertrug, wirkte Julius zum Wohle seines Landes. Sein ökonomisch orientiertes Handeln ist Ausdruck einer Entwicklung, die in der Zeit der Renaissance begann und sich im Absolutismus weiter verstärkte: das wachsende Interesse des Adels an wirtschaftlichen Aktivitäten.
1585 wurde Herzog Julius auf die Steinkohlenvorkommen am Osterwald aufmerksam und ließ diese als Brennstoff in seinen Salzhemmendorfer Salinen verwenden. Wenig später siedelte er Bergleute aus dem Harz an und legte so den Grundstein für das heutige Osterwald.
Der Bergbau in der Kunst: Bilder von Georg Schlesiger
6. März bis 23. April 2011
Der Arbeitsalltag der Bergleute hat immer wieder Künstler inspiriert und in ihrem Schaffensprozess beeinflusst. Aber auch Bergleute widmeten sich als Laienkünstler oftmals der Darstellung der faszinierenden Welt unter Tage.
Das Museum am Hüttenstollen stellt die Bilder des Malers und ehemaligen Bergmanns Georg Schlesiger in den Mittelpunkt einer kleinen Sonderausstellung zum Saisonauftakt 2011. Die Schau ergänzt Schlesigers Arbeiten durch verschiedene Exponate, die aber nur ein Hinweis auf die große Bandbreite des vielschichtigen Themas “Bergbau und Kunst” sein können.
Georg Schlesiger, geboren 1925 in Langenwalde, Kreis Braunsberg, in Ostpreußen, arbeitete von 1947 bis 1957 auf der Zeche Victoria in Lühnen als Bergmann. Dann wanderte er mit seiner Familie nach Kanada aus und verdiente dort seinen Lebensunterhalt als Holzfäller, Malergehilfe, Maler, Tankstellenbetreiber und Farmer.
Schon als Kind zeichnete Georg Schlesiger gern und gut. Von seinem ersten Bergmannslohn kaufte er sich einen Malkasten, seine damaligen Lebensumstände erlaubten es ihm jedoch nicht, sich der Kunst zu widmen. Erst nach Ende seines Berufslebens konnte er sich intensiv mit der Malerei befassen und sich darin ausbilden lassen.
In den 1990er Jahren verarbeitete Georg Schlesiger seine Erinnerungen an die Zeit als Bergmann in einer Reihe von Bildern, die er teils mit Ölfarben, teils mit Wasserfarben malte. Georg Schlesiger verstarb 2017 in Fort Saskatchewan, Kanada.
…“daß auch sein sonst so kurzes Lebensziel
um ein Bedeuttendes verlängert werde.“
200 Jahre Knappschaft am Osterwald
15. Mai bis 30. Oktober 2011
Am 17. Januar 1811 – das Kurfürstentum war zum Bestandteil des Königreiches Westphalen geworden – entstand eine Knappschaftskasse für alle königlichen Werke im Gebiet des vormaligen Amtes Lauenstein. Der Kasse gehörten die Arbeiter des Osterwalder Bergwerkes, der Glashütte und der Ziegelei an. Im Jahr 1835 wurden die Salzsieder der königlichen Saline Salzhemmendorf in die Kasse einbezogen und, mit Wirkung vom 1. Januar 1838, auch die Arbeiter der königlichen Saline Sülbeck und der fiskalisch verwalteten Saline Salzderhelden. Die Kasse bestand bis zum Jahr 1926 und auch in der Phase des Notbergbaus nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Osterwalder Bergleute Mitglieder der Knappschaft.
Das Museum am Hüttenstollen widmet dem Thema „Knappschaft“ also aus gutem Grund eine Sonderausstellung. Beabsichtigt ist, nicht nur die Bedeutung der Knappschaft als frühe und damit beispielgebende soziale Einrichtung herauszustellen, sondern auch auf die speziellen Arbeitsbedingungen und Gefährungen der Bergleute, Glasmacher, Ziegler, Salinenarbeiter sowie Steinhauer am Osterwald einzugehen.
Das Ausstellungsprojekt wurde gefördert durch:Barbara und Dietrich von Saldern, den Inner Wheel Club Bad Nenndorf-Springe und den Landschaftsverband Hameln-Pyrmont e.V.
Industrielle Tonverarbeitung am Osterwald: Otavi
29. April 2012 bis 28. Oktober 2012
Vor 65 Jahren gründete Bergrat Eberhard Mauve die „Mauvesche Kohlen- und Tonwerke GmbH“ und begann mit der Förderung von Kohlen und später auch Ton aus dem Hüttenstollen. Er knüpfte damit an eine alte Gewerbetradition am Osterwald an. Eine herrschaftliche Ziegelei hatte hier im Jahr 1784 die Produktion von Mauersteinen, Dachziegeln und Wasserleitungsröhren aufgenommen.
Mauves Firmengründung schuf zugleich die Ausgangsbasis für den weiteren Ausbau der Tönförderung und -verarbeitung am Osterwald. Die Otavi Minen- und Eisenbahn-Gesellschaft, ehemals eine deutsche Kolonialgesellschaft in Afrika, übernahm die „Mauvesche Kohlen- und Tonwerke GmbH“, nahm den Abbau eines Tonvorkommens im Osterwald im Tagebau in Angriff, errichtete und betrieb ein keramisches Werk, das sie im Jahr 1991 an die Firma Wienerberger veräußerte. Diese führte die Produktion bis 2003 weiter und stellte sie dann ein.
Die Ausstellung thematisiert die geologischen Voraussetzungen des Tonabbaus ebenso wie die historische Entwicklung der Tonverarbeitung. Im Mittelpunkt steht jedoch die Ära der industriellen Tonverarbeitung, auch weil dadurch ein für Osterwald ortsgeschichtlich interessantes Thema aufgearbeitet wird, zu dem etliche Einwohner einen persönlichen Bezug haben. Spannend ist auch der Zusammenhang zwischen der einstigen Kolonialgesellschaft Otavi und der ehemaligen Bergbausiedlung Osterwald.
Glasproduktion am Osterwald: Die Glashütte in der Sümpelbreite
12. Mai bis 27. Oktober 2013
Die Anfänge der Glasherstellung am Osterwald gehen auf das frühe 16. Jahrhundert zurück, als eine sogenannte Wanderglashütte hier produzierte. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann die Ära der sogenannten Lauensteiner Gläser, die als Exportartikel über große Entfernungen gehandelt wurden. Die Glasproduktion erfolgte im Sinne des Kameralismus in unmittelbarer Nähe des Energieträgers Steinkohle; auch die übrigen erforderlichen Rohstoffe waren in der näheren Umgebung vorhanden.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kündigte sich auch im Königreich Hannover der Wandel zur Industriegesellschaft an. Der Mangel an Transportkapazitäten für Rohstoffe und Energieträger ließ die Bildung großer industrieller Zentren zunächst nicht zu, sodass die Industrialisierung vorerst zur Vergrößerung bestehender Produktionsanlagen, auch im ländlichen Raum, führte. Die Gründung und Entwicklung der Glashütte in der Sümpelbreite ist ein Beispiel dafür. Sie steht aber genauso für den Niedergang, den die industrielle Produktion in der Peripherie Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte, als der Ausbau der Eisenbahnverbindungen und Wasserstraßen neue und ausreichende Transportwege geschaffen hatte, welche die Bildung großer und profitabler Wirtschaftszentren begünstigte.
Die letzten 25 Jahre ihres Bestehens waren die Glashütte in der Sümpelbreite und der Steinkohlenbergbau am Osterwald und Nesselberg in der Hand eines Besitzers, der die Steinkohle auch für den Betrieb der Glashütte abbauen ließ. Ein interessanter Aspekt dieser Verbindung ist die Tatsache, dass somit die Arbeiter der Glashütte, genau wie die Bergleute, Mitglieder der Knappschaftskasse waren.
Die Ausstellung visualisiert die Entwicklung der Glasproduktion am Osterwald von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 1920er Jahre. Sie stellt neben den technischen Aspekten der Glasproduktion besonders die – gesundheitsschädlichen – Arbeitsbedingungen der Glasmacher, ihre Lebensumstände sowie soziale und politische Aspekte in den Mittelpunkt.
Sand- und Kalkstein aus dem Osterwald und Nesselberg
9. Mai bis 26. Oktober 2014
Die Sandsteine der Unterkreide wurden in etlichen Brüchen zwischen Bentheim und dem Harzvorland – auch im Osterwald und Nesselberg – gewonnen. Als begehrter Baustoff fanden sie Verwendung für viele Bauten der Weserrenaissance und der Gründerzeit.
Bis in das 19. Jahrhundert hinein produzierten die Steinbrüche Steinkrippen und Mühlsteine für den lokalen und regionalen Markt. Mit der Gründerzeit setzte eine verstärkte Nachfrage an Bau- und Werksteinen für den Hochbau und auch für den Straßenbau ein. Die Angebotspalette der Steinbrüche reichte neben den Steinen für den Straßenbau von Bord-, Pflaster- und Mauersteinen über Steinquader und Steinplatten bis zu Werk- und Bildhauersteinen. Auch beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg bestand großer Bedarf an Sandsteinen.
Die Steinhauer mussten schwere körperliche und ungesunde Arbeit leisten, da Maschinen für die Steingewinnung noch nicht zur Verfügung standen. Bei der Arbeit wurde zwischen der Steingewinnung und der Steinfertigung unterschieden. Während die einfachen Produkte wie Pflastersteine in den Steinbrüchen hergestellt wurden, gab es für die aufwendigeren Arbeiten Steinhauerplätze.
Die Ausstellung des Museums am Hüttenstollens thematisiert die Arbeits- und Lebensbedingungen der Steinhauer und zeigt an unterschiedlichen Beispielen die Verarbeitung und Nutzung der Sand- und Kalksteine auf. Hinzu kommt Wissenswertes über die Entstehung der Gesteine sowie, veranschaulicht anhand von Fossilien, die Lebenswelt der Jura- und Kreidezeit.
Industrie im Ersten Weltkrieg: regionale wirtschaftliche und soziale Aspekte
14. September bis 26. Oktober 2014
Der industrielle Krieg
Der Erste Weltkrieg war anders als alle vorhergegangenen Kriege. Er war ein industrieller Krieg mit gigantischen Materialschlachten, ein Zermürbungskrieg, den die beteiligten Staaten unter Aufbietung aller wirtschaftlichen Ressourcen führten. Allein auf deutscher Seite wuchs die maximale Truppenstärke im Verlauf des Krieges auf die kaum vorstellbare Zahl von 13.250.000 Soldaten an, von denen 1.850.000 ihr Leben ließen. 4.250.000 wurden verwundet und rund 1.500.000 kehrten als Invaliden heim. Fehlende Rohstoffe, Arbeitskräftemangel, Material- und Energieknappheit sowie zunehmende Probleme, die Bevölkerung mit dem Notwendigsten zu versorgen, zwangen zu Rationalisierungsmaßnahmen. Allen Schwierigkeiten und Entbehrungen zum Trotz gelang es, die deutsche Kriegsmaschinerie – bis zum völligen Zusammenbruch – vier Jahre lang am Laufen zu halten. Die Kriegswirtschaft brachte in Deutschland Gewinner und Verlierer hervor, wobei sich der industrielle Krieg nicht nur auf die großen Wirtschaftszentren auswirkte, sondern auch sehr schnell die erst nach 1870 industrialisierten ländlichen Räume in Mitleidenschaft zog.
Das Beispiel Osterwald
Die Glashütte in der Sümpelbreite, zwischen Osterwald und Oldendorf gelegen, stellte schon im August 1914 ihren Betrieb ein, weil der Versand ihrer Erzeugnisse, hauptsächlich Flaschen, per Eisenbahn nicht mehr möglich war. Die gesamte Transportkapazität der Bahn wurde für Truppen, Pferde, Artillerie und sonstiges Kriegsmaterial benötigt. Später nahm die Glashütte die Produktion wieder auf und wurde mit Kriegslieferungen beauftragt. Die Einziehung eines großen Teils der Belegschaft des Steinkohlenbergwerks am Osterwald zum Fronteinsatz ließ die Kohlenförderung erheblich sinken und 1916 erfolgte mit der Schließung des Tiefbauschachtes die Stilllegung eines Teils der Betriebsanlagen. Der Krieg stärkte aber auch die Solidarität der Menschen. Im Oktober 1914 leisteten die verbliebenen Bergleute am Osterwald eine Sonderschicht und spendeten den damit verdienten Lohn den Familien der im Kriegseinsatz befindlichen Kameraden. Einer Zeitungsmeldung zufolge zeichneten die Beamten und Bergleute des Osterwalder Reviers für die dritte Kriegsanleihe im Herbst 1915 fast 31.000 Mark.
Die Ausstellung
„Industrie im Ersten Weltkrieg – regionale wirtschaftliche und soziale Aspekte“ stellt mit besonderem Blickwinkel industrie- sowie sozialgeschichtliche Themen dar und kombiniert diese mit ausgewählten lokalgeschichtlichen Schwerpunkten. Wie wirkte sich der Weltkrieg auf das Alltags- und Arbeitsleben in Orten abseits der ganz großen Industriezentren aus, welche Unternehmen waren Gewinner, welche Verlierer? Die Ausstellung ist als ein langfristiges Projekt gedacht. Sie soll in den kommenden Monaten in möglichst vielen weiteren Museen im mittleren Niedersachsen gezeigt und vor Ort jeweils durch einschlägige lokale Beiträge bereichert werden. Am Schluss soll dann eine gemeinsame Präsentation einiger oder – noch besser – aller beteiligten Museen an zentralen Orten wie Hameln, Hannover oder Hildesheim stehen. Die Ausstellung im Museum am Hüttenstollen ist ein Gemeinschaftsprojekt des Hüttenstollens – Besucherbergwerk und Museum Osterwald – und des Netzwerks Industriekultur im mittleren Niedersachsen e.V., finanziell unterstützt vom Landschaftsverband Hameln-Pyrmont e.V. und von der Volksbank im Wesertal eG.
Ausstellungsprojekt „4 x 7“
19. März bis 13. November 2015
Vier Teilausstellungen in einer Saison – ein ambitionierter Plan des Museums am Hüttenstollen. Sieben Wochen lang wird jede Präsentation zu sehen sein, das Leitthema ist der Bergbau. Warum? 2015 begeht das Besucherbergwerk Hüttenstollen sein 35-jähriges Jubiläum. Grund genug, die Geschichte des Bergbaus am Osterwald in Form einer Sonderausstellung in den Blick zu nehmen und dabei besonders die Aspekte zu thematisieren, die in der Dauerausstellung keinen Raum finden. Dass dabei auch eine Einordnung in den montanhistorischen Gesamtkontext erfolgt, versteht sich von selbst.
Vier Teilausstellungen sind es, weil der Themenkomplex Bergbau, auch bei noch so wohlüberlegter Selektion und Reduktion, nicht in einer einzigen Präsentation darzustellen wäre. Die Dauer der diesjährigen Saison am Hüttenstollen geteilt durch die Anzahl der Ausstellungen ergibt – Zeit für Auf- und Abbau unberücksichtigt – die „magische Sieben“. Ein interessanter Effekt, der nicht nur als gutes Omen für den Erfolg des Projekts zu sehen ist, sondern ihm auch den Namen „4 x 7“ eingebracht hat.
Vier Teilausstellungen, die den Bergbau im Spiegel von Kunst und Kitsch sehen, seine komplexen und effektiven Organisationsformen beschreiben, die Arbeitstechniken und Gefahren des Unter-Tage-Betriebes erläutern sowie das Alltagsleben der Bergleute und ihrer Familien beleuchten:
1. „Was ist die Kunst so seltsam und sonderbar“
19. März bis 5. Mai
2. „Der Bergbau ist nicht eines Mannes Sache“
15. Mai bis 3. Juli
3. „Bergwerk will haben Verstand und eine treue Hand“
24. Juli bis 11. September
4. „Arm wird der Bergmann geboren und arm gehet er wieder dahin“
25. September bis 13. November
„Was ist die Kunst so seltsam und sonderbar“
19. März bis 5. Mai 2015
„Was ist die Kunst so seltsam und sonderbar“, eine Aussage, die dem französischen Philosophen und Schriftsteller der Aufklärung Denis Diderot zugeschrieben wird. Er mag recht haben, aber die Kunst kann noch viel mehr sein: faszinierend, aufregend, verwirrend, fesselnd, abstoßend … Eines ist sie auf jeden Fall: Ausdruck von Schaffensfreude und Kreativität. Sie bildet einerseits die Realität ab, andererseits prägt sie diese auch. Es kann nicht verwundern, dass der Bergbau, der über viele Jahrhunderte hinweg Identität und Gemeinschaft stiftete, seinen Widerhall auch in der Kunst fand. Dabei waren die Ausdrucksformen genauso vielfältig wie die Materialien: Holz, Glas, Porzellan, Metall, Leinwand, sogar Kohle und natürlich Papier verwendeten die Künstler für ihre Plastiken, Grafiken, Schnitzereien, Miniaturen, Ölgemälde, Romane und Gedichte. Die Trachten der Bergleute, ihr Gezähe und Geleucht, die Mühsal ihrer Arbeit, das und vieles mehr gehört zum Thema Kunst und Bergbau.
Was ist Kitsch und was ist Kunst? Die Grenzen sind, wie überall, fließend. Sicher gibt es objektive Kriterien für die Unterscheidung, aber auch die persönliche Vorliebe des Betrachters spielt eine Rolle. Und wer möchte die liebenswert kitschigen Schnitzereien aus dem Erzgebirge verdammen? War ihre Herstellung doch ein wichtiger Nebenerwerb der armen Leute. In der Zeit der „großen Industrie“, als die einst privilegierten Bergleute Teil der großen Masse der Industriearbeiter wurden, gaben die Grafiken eines Hermann Kätelhön und die Gedichte eines Heinrich Kämpchen ihrer Notlage Ausdruck. Heute, da der Bergbau in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle spielt, hat seine künstlerische Darstellung schon eine nostalgische Note. Ölgemälde als persönliche Erinnerung an die Zeit als Bergmann, Jubiläumsgaben aus gepresster Kohle, graphisch gestaltete Urkunden, ja sogar Küchenhelfer in Form von bergmännischem Gezähe halten die Erinnerung wach an eine vergangene Zeit. Eine bescheidene Auswahl präsentiert diese Ausstellung.
„Der Bergbau ist nicht eines Mannes Sache“
15. Mai bis 3. Juli 2015
Natürlich ist der Bergbau nicht die Sache eines Mannes. Dazu war und ist das damit verbundene materielle Interesse viel zu groß. Auch der Bedarf an Arbeitskräften entwickelte sich derart, zumindest im Zeitalter der großen Industrie, dass nicht nur viele Männer, sondern auch Frauen und Kinder in den Bergwerken eingesetzt wurden.
Aber nicht darauf bezieht sich der Titel dieser Ausstellung. Er ist eine Anspielung auf die vielfältigen und komplexen Organisationsformen des Bergbaus, die notwendig waren, damit er funktionieren und Gewinn abwerfen konnte. Das war bei Weitem nicht immer der Fall und es kam vor, dass der hohe Aufwand, den die Einrichtung eines Bergwerks erforderte, sich als Fehlinvestition erwies.
Seit dem 13. Jahrhundert existiert die Rechtsform der „Gewerkschaft“ im Bergbau. Sie ist keine Arbeitervertretung, sondern eine Art Genossenschaft, in der sich Bergbauinteressenten als Anteilseigner zusammenschließen, um Kosten und Gewinne miteinander zu teilen.
Die Industrialisierung machte schließlich die Aktiengesellschaft populär; der bis dahin vom Staat beaufsichtigte oder auch betriebene Bergbau gelangte in die Hände von Privateigentümern. Deren Profitinteresse ging auch zu Lasten der Bergleute, die ihren besonderen Status verloren und in der Masse der Industriearbeiter aufgingen.
Ihre gefährliche, mühevolle aber auch hochspezialisierte Arbeit hatte den Bergleuten zu gewissen Privilegien verholfen und es ihnen ermöglicht, sich selbst eine besondere Gesellschaftsordnung zu geben. Ein wichtiger Teil davon ist die Knappschaft, die schon im Mittelalter existierte und als Ursprung der deutschen Sozialversicherung gilt. Sie entsprang dem Bedürfnis der Bergleute nach Absicherung gegen Krankheiten, Unfälle und Invalidität.
Zwar sind die grundlegenden Strukturen im Bergbau überall gleich, dennoch hat jedes Revier seinen ganz individuellen Charakter – auch das Osterwalder. Davon will diese Ausstellung einen Eindruck vermitteln.
„Bergwerk will haben Verstand und eine treue Hand“
24. Juli bis 11. September
Die Geschichte des Bergbaus begann in der Jungsteinzeit mit dem Abbau von Feuersteinen in offenen Gruben und unterirdischen Steinbrüchen. Die antiken Hochkulturen im Mittelmeerraum beuteten Erzvorkommen bereits systematisch aus. In Deutschland ging der Bergbau seit 970 bei Goslar im Harz und ab 1170 bei Freiberg in Sachsen um. Während des Mittelalters und zu Beginn der frühen Neuzeit stand der Abbau von Erz im Vordergrund. Mit dem Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert vollzog sich – energetisch – der Übergang zum fossilen Zeitalter und die Bedeutung des Steinkohlenbergbaus wuchs. Existiert hat er vermutlich schon in der Römerzeit. In Sachsen begann der Bergbau auf Steinkohlen um das Jahr 1000, in Lüttich etwa 1195. Während die Förderung von Steinkohlen in Deutschland in den nächsten Jahren endet, boomt sie in anderen Regionen der Erde, unter anderem in China, der Türkei, in Kolumbien oder der Ukraine.
Seit jeher ist der Bergbau eine Tätigkeit, die Wissen, Umsicht und Erfahrung verlangt. Nicht nur, um befriedigende Ergebnisse zu erzielen, sondern auch um den damit verbundenen Gefahren wirksam zu begegnen. Trotz aller technischen Entwicklung sind die Opferzahlen nach wie vor hoch. Geschätzt kommen in den staatlichen Steinkohlenbergwerken Chinas pro eine Million Tonnen geförderter Kohle zwei Menschen ums Leben. In den kleinen, oft illegalen, Zechen sind es 17.
Das erste belegte Grubenunglück in Deutschland ereignete sich 1376 am Rammelsberg, als hereinbrechende Gesteinsmassen rund 100 Bergleute unter sich begruben. Am 10. März 1906 forderte eine Explosion im Bergwerk von Courrières, Frankreich, 1.099 Menschenleben. Einer Schlagwetterexplosion und nachfolgenden Grubenbränden fielen am 12. November 1908 auf der Zeche Radbod bei Bockum-Hövel 348 Kumpel zum Opfer. Das bis heute vermutlich schwerste Grubenunglück ereignete sich am 26. April 1942 im Bergwerk Benxihu in China. Durch eine Explosion mit anschließendem Brand starben offiziellen Angaben zufolge 1.549 Bergleute.
Auch das Osterwalder Revier forderte in den Jahrhunderten seines Bestehens einen Tribut an Menschenleben. Zwar handelte es sich hier nur um ein kleines Bergbaurevier, das aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zuge der auch in Deutschland einsetzenden Industrialisierung einen starken Aufschwung erlebte. Der Übergang zum Tiefbau und die 1872 mit 56.797 Tonnen höchste jemals erreichte jährliche Fördermenge belegen dies.
„Arm wird der Bergmann geboren, und arm gehet er wieder dahin“
25. September bis 13. November
Der Titel dieser Teilausstellung entstammt dem Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“, das Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis, verfasste. Die Veröffentlichung des Werkes erfolgte 1802, kurz nach dem frühen Tod des Schriftstellers und Lyrikers. Novalis war Jurist, hatte aber auch an der Bergakademie in Freiberg studiert. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in der Salinendirektion in Weißenfels an der Saale.
Obwohl Novalis‘ schriftstellerische Schaffensperiode nur wenige Jahre währte, gilt er doch als einer der bedeutendsten Dichter der Frühromantik. In diesen Kontext ist auch die im „Heinrich von Ofterdingen“ zu findende Sichtweise vom Beruf und Schicksal des Bergmannes zu stellen. Novalis lässt hier einen greisen Bergmann aus Böhmen sprechen, der die ideellen Werte des Bergbaus, die dazu nötigen Kenntnisse und seine eigenen ethischen Grundsätze deutlich über den materiellen Aspekt stellt. Der Bergmann verfügt über das Wissen und die Fähigkeit, die unterirdischen Schätze aufzufinden und ans Tageslicht zu befördern, Besitz und Reichtum aber sind ihm gleichgültig. Ob diese Einstellung einer Prüfung anhand der historischen Sachverhalte – der Bergbau existiert schon seit Jahrtausenden – standhielte, mag dahingestellt bleiben. Immerhin erfüllten die Bergleute eine wichtige Aufgabe, zunächst für ihren jeweiligen Landesherrn, dem die Bodenschätze zustanden und dessen Macht sich unter anderem auch daraus ableitete, und später für die kapitalistischen Unternehmer sowie die Aktionäre, die sich auf Profite und Dividenden konzentrierten. Sicher erhielten die Bergleute niemals Reichtümer als Gegenleistung für ihre gefahrvolle Tätigkeit, gewisse Privilegien standen ihnen über Jahrhunderte hinweg aber zu. Das änderte sich erst mit der Industrialisierung, als sie ihren Stand verloren und sich in die Masse des weitgehend rechtlosen Industrieproletariats einfügen mussten.
Wie sah das Alltagsleben des Bergmannes aus? Auch die vierte und letzte Teilausstellung im Projekt „4 x 7“ versucht, genauso wie ihre drei Vorgängerinnen, eine Annährung – mit ortsgeschichtlichem Schwerpunkt.
Vom Baumstamm bis zum Windrad: Energieträger im Wandel der Zeit
22. Mai bis 30. Oktober 2016
Die Bedeutung, die der Versorgung mit Energie in der heutigen Zeit zukommt, aber auch die durch wachsenden Ausstoß von Kohlendioxid verursachte globale Klimaveränderung lassen einen Blick auf die verschiedenen „Energieträger im Wandel Zeit“ interessant erscheinen. Die aktuelle Sonderausstellung des Museums am Hüttenstollen wagt einen Versuch anhand ausgewählter Aspekte.
Energie, griechisch enérgeia, – wirkende Kraft – ist die Fähigkeit, mechanische Arbeit zu verrichten, Wärme abzugeben oder Licht auszustrahlen. Energie ist zugleich das Zauberwort der „großen Industrie“ und als Diskussionsgegenstand auch heute, an der Schwelle zum postindustriellen Zeitalter, allgegenwärtig. Energieverbrauch, Energiesparen, Energiewende, regenerative Energien, diese und viele andere Begriffe kursieren, obwohl ihnen allen eines gemein ist: Sie sind, physikalisch gesehen, vollkommener Unsinn. Doch darum geht es natürlich nicht. Vielmehr ist der aktuelle Diskurs über Energiethemen nur ein Aspekt einer großen Debatte, die geführt wird, seit die Auswirkungen anthropogenen Wirtschaftens auf die Umwelt unübersehbar geworden sind und diese, jedenfalls als Lebensraum der Spezies Mensch, in absehbarer Zeit zu zerstören drohen.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich mit dem Terminus „Energieträger“ näher zu befassen. Darunter sind Stoffe, Impulse, Strahlung oder Felder zu verstehen, die Energie enthalten oder übertragen. Zu unterscheiden ist zwischen Primärenergieträgern, beispielsweise Kohle und Erdöl, Sekundärenergieträgern, in erster Linie Elektrizität, und sogenannten Zwischenenergieträgern wie Dampf oder Druckluft. Im ökologischen Kontext sind die Kategorien „fossile“ und „regenerative“ Energieträger bedeutsam.
Mit der industriellen Revolution vollzog sich ein fundamentaler Wandel in der Nutzung der verschiedenen Energieträger. Im Verbund mit der ständig wachsenden Verarbeitung von Ressourcen ist er für die erwähnten Umweltveränderungen ursächlich. Betrachtet man die energetische Basis, die dem Menschen für sein Tun zur Verfügung stand, über einen langen Zeitraum hinweg, wird deutlich, welche Zäsur der Beginn der Industriezeit darstellt.
Die Sonne ist die mit Abstand wichtigste Energiequelle für die Biosphäre der Erde. Die Jäger- und Sammlergesellschaften schöpften in ihrer ökologischen Nische genau so viel Energie ab, wie diese dauerhaft nachliefern konnte. Auch für die Agrargesellschaften, deren Entwicklung vor 10.000 Jahren begann, blieb die Sonne die einzige Energiequelle, doch modifizierten sie den Energiefluss in wesentlich stärkerem Maße als die Jäger und Sammler. Dennoch waren sie immer mit einem stationären Zustand konfrontiert, in dem sie in ihrem Lebensraum genau so viel Energie verbrauchen konnten, wie dieser dauerhaft zur Verfügung stellte.
Mit der Nutzung fossiler Brennstoffe, in erster Linie Kohle, setzte die Industrialisierung ein. Der Zugriff auf fossile Energien versetzt die Industriegesellschaft in einen Zustand des Energieüberflusses, der aber nicht von Dauer sein kann. Das Energiesystem der Industriegesellschaften muss in absehbarer Zeit durch eine Alternative ersetzt werden. Ein Verbund von Photovoltaik, Solarthermie, Wind- und Wasserkraft, Geothermie und Biomasse ist denkbar. Wie das traditionelle, wird aber auch dieses Solarenergiesystem einem stationären Maximum zustreben. Trotz vielfältiger Möglichkeiten der Modulation ist es kein Garant unendlicher Wachstumsdynamik, die in jüngster Zeit ohnehin viel von ihrem Nimbus als alleiniger „Heilsbringer“ verloren hat.
Den Stadtwerken Weserbergland und dem Landschaftsverband Hameln-Pyrmont e.V. sei für ihre Unterstützung bei der Realisierung dieser Ausstellung herzlich gedankt.
Wald: Ökosystem, Wirtschaftsraum, Freizeitfaktor
7. Mai bis 29. Oktober 2017
„Aus dem Wald ist alle europäische Kultur [. . .] hervorgegangen.“ So äußerte sich der Nationalökonom Werner Sombart (1863–1941) in seinem Werk „Der moderne Kapitalismus“ aus dem Jahr 1902 zur Rolle des Waldes für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der frühmodernen Staaten. Die vorindustrielle Zeit nannte er das „hölzerne Zeitalter“.
In der Tat war der Wald Lieferant für die „Schlüsselressource“ der vor- und frühindustriellen Gesellschaften: Holz war Energieträger, Werkstoff und Baumaterial. Der Wald bot mit seiner Fauna und Flora Nahrung, Heilmittel, Werkmaterialien und stellte für die ländliche Bevölkerung einen wichtigen Bestandteil der bäuerlichen Ökonomie dar. Aber auch in der Gegenwart ist der Wald nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sei es für die Papierherstellung, die Möbelproduktion oder als Bau- und Brennstoff.
Knapp ein Drittel der Erdoberfläche – das sind rund vier Milliarden Hektar – wird heute von Wald bedeckt. Diese Waldflächen sind die grüne Lunge der Erde und haben für das weltweite Ökosystem sowie die Klimaregulation eine maßgebliche Bedeutung.
Der Großteil dieser Waldgebiete hat im Laufe der Zeit sein ursprüngliches Aussehen verloren. Der Wald, so wie wir ihn heute kennen, ist das Ergebnis jahrtausendelanger menschlicher Nutzung und Einflussnahme; er ist eine Kulturlandschaft.
Mit der diesjährigen Sonderausstellung „Wald – Ökosystem, Wirtschaftsraum, Freizeitfaktor“ holt der Hüttenstollen den Wald ins Museum, denn Bergbau und Holz gehörten seit jeher zusammen. Zum Ausbau und zur Sicherung der Gruben wurden Unmengen an Holz gebraucht.
Die Ausstellung geht der wirtschaftlichen Bedeutung des Waldes in Vergangenheit und Gegenwart nach. Dabei wird – auch anhand lokaler Beispiele – gezeigt, wie gewerbliche und industrielle Produktion, der Betrieb von Steinbrüchen und Bergwerken, das Gesicht des Waldes verändern.
Ein weiterer Ausstellungsschwerpunkt thematisiert die Bedeutung des Waldes als Ökosystem und wie sich Eingriffe in dieses empfindliche Gleichgewicht auswirken. Die Besucherinnen und Besucher erfahren Wissenswertes rund um Tiere und Pflanzen im Wald, über Aspekte des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. Dabei wird auch das oft kontrovers diskutierte Thema „Jagd“ angesprochen.
Neben dem ökologischen und wirtschaftlichen Aspekt rückt die Ausstellung auch die zunehmend wichtiger werdende Funktion des Waldes als Ort der Erholung und für Freizeitaktivitäten in den Fokus und beleuchtet unsere – romantische – Beziehung zum Wald. Die Präsentation setzt aber nicht nur auf Text und Bild als Ausdrucksmittel, sondern sie spricht auch andere Sinne an. So sollen die Besucherinnen und Besucher Objekte „erfühlen und begreifen“. Die Ausstellung ist daher für Kinder gut geeignet.
Das Ausstellungsprojekt wird von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung finanziell gefördert. Der Hüttenstollen bedankt sich dafür herzlich.
Relikte
Fotoausstellung des Netzwerks Industriekultur im mittleren Niedersachsen e.V.
10. September bis 29. Oktober 2017
Die Ausstellung spürt mit den Mitteln der Schwarz-Weiß-Fotografie der Geschichte des Industriezeitalters und namentlich seinen baulichen Überresten nach. Mit diesen Relikten ist es ähnlich, wie mit der Industrie selbst: zum Teil – auch in der Region zwischen Hildesheim und Hameln – längst Geschichte und allenfalls als Ruine im Landschaftsbild zu entdecken, zum Teil aber noch immer produzierend und Ortsbilder prägend. Die Fotografen Martin Stöber, Hartmut Möller und Dr. Olaf Grohmann gehören dem Netzwerk Industriekultur im mittleren Niedersachsen e. V. aus Wennigsen am Deister an, das für die Ausstellung verantwortlich zeichnet.
Die Ausstellungseröffnung findet statt am Tag des offenen Denkmals. Dessen Motto lautet in diesem Jahr „Macht und Pracht“. Letzteres gilt nicht nur für Schlösser, Burgen und andere herrschaftliche Bauwerke. Eine Architektur, die repräsentativ sein soll, die Selbstbewusstsein und Einflussreichtum widerspiegelt, zeichnet auch viele Industriedenkmale aus.
10 Fotos unter Tage
Fotoausstellung des Netzwerks Industriekultur im mittleren Niedersachsen e.V.
9. September bis 29. Oktober 2018
Die Grundstrecke des Förderstollens eines ehemaligen Steinkohlenbergwerks ist ein ungewöhnlicher und zugleich reizvoller Ort für eine Fotoausstellung – vor allem, wenn beides verbindende Elemente existieren. Als authentischer Überrest aus dem 19. Jahrhundert veranschaulicht der Hüttenstollen die Entstehung kleinräumiger peripherer Industriereviere, deren Existenz die Zentralisierung der Massenproduktion nach wenigen Jahrzehnten ein Ende setzte. Die zehn unter Tage präsentierten Schwarzweißfotografien zeigen andere Objekte der Industriekultur aus dem Montansektor – in Betrieb befindliche, transformierte und verfallende.
Die Ausstellung „10 Fotos unter Tage“ ist der erste Baustein eines größeren Projekts, das den Arbeitstitel „Montanregion Mittelniedersachsen“ trägt. Im Fokus dieses Vorhabens stehen bergbauhistorische Relikte der Region nördlich des Harzes; einerseits, um deren Vorhandensein zu dokumentieren, andererseits, um zu belegen, dass Bergbau und Rohstoffverarbeitung hier eine lange Geschichte haben, deren Spuren noch zu finden sind. Die Suche und Dokumentation ist ein interessantes und zugleich lohnendes Unterfangen, vor allem, wenn neben das Erinnern auch der didaktische Anspruch tritt, für die Zukunft Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Vier weitere Bausteine, vorgestellt an anderen Orten, werden der aktuellen Präsentation folgen. Endziel des Projekts ist eine Gesamtschau in Form einer Wanderausstellung, zur der auch ein ausführlicher Katalog vorliegt.
Swinging Sixties – Aufbruch oder Umbruch
19. Mai bis 27. Oktober 2019
Mit der Ausstellung verbindet sich die Intention, Ereignisse und Entwicklungen von globaler Bedeutung in ihrer regionalen und lokalen Wahrnehmung darzustellen und dabei herauszuarbeiten, welche kurz- und langfristigen Auswirkungen sie auf das Alltagsleben des Einzelnen hatten. Wichtig ist dabei der Versuch, fünfzig Jahre nach Entstehung der „68er-Bewegung“, herauszufinden, ob, und wenn ja wie, diese in der Peripherie rezipiert und verstanden wurde und welche Reaktionen sie hervorrief. Idealerweise soll daraus ein Erklärungsmuster abgeleitet werden können, das verständlich macht, auf welche Art gesellschaftliche Entwicklungen angestoßen und beeinflusst werden. In dieser Hinsicht setzten die 1960er Jahre Meilensteine, auch indem sie die in den 1950er Jahren begonnene Herausbildung der Konsumgesellschaft beförderten, vor allem durch die Verbreitung neuer Medien. Ein Erkenntnistransfer im Hinblick auf die heutige sogenannte Informationstechnologie, auf soziale Netzwerke und deren Möglichkeiten zur Manipulation von Meinungen ist gleichfalls intendiert. Zielgruppen der Ausstellung sind Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene. Im Kontext der vorgesehenen Exponate ist die Präsentation aber auch für Schulkinder geeignet.
Bergbautradition am Osterwald – 40 Jahre Besucherbergwerk Hüttenstollen
19. Juli bis 15. November 2020
Vor 40 Jahren, im Juni 1980, gründete sich der Verein zur Förderung des Bergmannswesens Osterwald e.V.
Zweck des neuen Vereins war die Wiederaufwältigung des 1845 fertiggestellten Hüttenstollens, der zukünftig als Besucherbergwerk die Geschichte des Bergbaus auf Steinkohlen in der Region veranschaulichen sollte. Rückblickend sehen wir in dieser Vereinsgründung die Initialzündung für eine 40-jährige Erfolgsgeschichte.
In den zurückliegenden vier Jahrzehnten haben mit Sicherheit weit mehr als 70.000 große und kleine Bergbaufans unter Tage gelernt, welche Funktion ein hölzerner Türstock hat, wie eine Keilhaue und ein Schlepptrog eingesetzt werden; sie haben erfahren, dass das Wort ‚Hunt‘ nicht falsch geschrieben ist und haben die Besonderheiten der aus der Kreidezeit stammenden Flöze am Osterwald kennengelernt und dazu 135 Millionen Jahre Erdgeschichte erforscht.
Diese Erfolgsgeschichte wollen wir in Form einer Sonderausstellung darstellen. Angesichts der Coronapandemie müssen wir leider auf eine Eröffnungsveranstaltung im üblichen Rahmen verzichten und können nur am 19. Juli um 10.00 Uhr die Museumstür aufschließen. Den aktuellen Verordnungen zum Infektionsschutz folgend, haben wir ein Hygienekonzept entwickelt. Außerdem dürfen sich nur 12 Besucherinnen und Besucher gleichzeitig im Museum aufhalten; die Einhaltung des es vorgeschriebenen Abstandes zu anderen Personen ist dabei selbstverständlich.
Wir hoffen trotzdem auf viele interessierte Gäste.
Herzlich eingeladen, die Ausstellungen zu besichtigen, sind natürlich auch die Osterwalderinnen und Osterwalder; verdankt das Besucherbergwerk Hüttenstollen doch seine Existenz dem vor rund 40 Jahren geäußerten Wunsch „Unser Dorf soll schöner werden“, dem alsbald Taten folgten.
„Sand- und Kalkstein – Baustoff und Fenster zur Erdgeschichte“
6. Juni bis 31. Oktober 2021
Im Osterwald wurden Sand- und Kalksteine gewonnen. Insbesondere die Sandsteine der Osterwald-Schichten eigneten sich hervoragend als Werksteine und sind noch heute Bestandteil vieler historischer Gebäude in ganz Deutschland. Insofern steht der Osterwalder dem bekannteren Oberkirchener Sandstein in nichts nach. Der hiesige Sandstein, ebenso wie die Steinkohle aus dem Osterwald, entstammt der Unterkreide, der Kalkstein hinegen dem Jura, er ist also deutlich älter. Aufgrund seiner Härte fand Kalkstein im Straßenbau Verwendung, zumeist biogenen Ursprungs, enthält er häufig Versteinerungen und bietet somit interessante Einblicke in die Erdgeschichte.
Die Sonderausstellung thematisiert weniger die hiesigen Steinbrüche oder die Arbeitstechniken der Steinhauer, sondern sie nimmt die vielfältigen und oft wenig beachteten Sandsteinerzeugnisse in den Blick, die zum Alltagsleben gehörten: Viehtränken, Futtertröge, Brunnensäulen, Zaunpfähle, Grundsteine …
Beim Kalkstein hingegen tritt der erdgeschichtliche Aspekt in den Vordergrund. Hier geht es um Versteinerungen, vor allem um die Erkenntnisse, die sich daraus gewinnen lassen, aber auch um die Frage, wie und wo Versteinerungen zu finden sind und wie sie bearbeitet oder konserviert werden müssen.
Die Ausstellung nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise in die Erdgeschichte und bietet Informationen über Mineralien und Fossilien, die Eigenschaften des Gesteins sowie seine vielseitige Verwendung. Erstmalig präsentiert das Museum auch bislang nicht gezeigte Objekte der Jura- und Kreidezeit aus seinem Depotbestand.
„Ist das Kunst oder kann man das benutzen?“
Museum gemeinsam gestalten 1
15. Mai bis 30. Oktober 2022
Mit seinen jährlich neuen Sonderausstellungen vertieft das Museum am Hüttenstollen in Osterwald einzelne Aspekte seines Themenspektrums. Es bietet aber auch Raum für Präsentationen ganz anderer Art und möchte damit privaten Sammlern und Sammlerinnen Gelegenheit geben, ihre Schätze einem größeren Publikum zu zeigen. Dazu hat das Museumsteam das Projekt „Museum gemeinsam gestalten“ initiiert.
Die aktuelle Präsentation „Ist das Kunst oder kann man das benutzen?“ ist der erste Baustein einer Reihe, dem hoffentlich noch viele folgen werden. Realisiert wurde die Ausstellung auch mit Unterstützung des Töpfermuseums Duingen
Hier die Beschreibung der Ausstellung aus der Feder unserer Kooperationspartner:
Die Entdeckung einer neuen Liebe oder warum wir gern Kaffee aus Schüsseln trinken
Wo fängt die Geschichte an?
Ein Hinweis auf unser Haus findet sich auf der Karte der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1786. Seinen Ursprung hat es als eines von 8 Arbeiterhäusern, die zusammen mit der Glashütte am Hemmendorfer Dreisch von dem aus Grünenplan stammenden Hüttenschreiber Thomas Ziesich 1775 erbaut wurden.
„Ein kleines Buch über Osterwald“ von Hermann Wetenkamp, 1953, gibt Auskunft über diese Häuser der Hinterheide.
Früher gab es auf der Heide zwei Töpfereien, die Deiter‘sche und die Maten‘sche. Sie waren in Knoken (heute Hausnr. 93) und Oppermanns Hause (heute Hausnr. 91). Beide hatten eine sogenannte „Pöttjerstube“. Gemeinsam benutzten sie einen Brennofen, der abwechselnd gebraucht wurde. Er stand in der Forstweide. Zwei Töpferscheiben waren in jeder Töpferstube. An der einen arbeitete der Meister, an der anderen der Geselle. In einer Ecke stand ein großer Ofen. Zum Tonhacken war ein gewaltiger Klotz von etwa 1/2 m Höhe und 1 1/2 m Durchmesser vorhanden.
Von alldem hatten wir keine Ahnung, als wir im Jahr 2001 das Haus übernommen und für eine umfassende Sanierung mit einem Rückbau bis auf die Grundsubstanz begonnen haben.
Damit startete unsere Entdeckungsreise durch die Geschichte, und wir fühlten uns wie Archäologen, als wir besondere Glasscherben, Stapel von ungebrannten Tonscherben und Schnuten von Milchsotten entdeckten.
Von unseren Nachbarn und auch der früheren Bewohnerin wurde uns nach und nach einiges aus der Hausgeschichte zugetragen. So wurde uns berichtet, dass man Gebrauchsgeschirr von hier noch Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Pferdefuhrwerk bis nach Hannover ausgeliefert hat.
Bei Gartenarbeiten finden wir auch heute immer noch Scherben aus der Produktion dieser Gegenstände.
Das Leben in und mit diesem Haus hat unser Interesse an der Kunst der Töpferei geweckt.
So haben wir Freude am Sammeln der unterschiedlichsten Objekte und haben Stück für Stück entdeckt, wie vielfältig verwendbar Gegenstände aus keramischem Ton sind.
Eine Schüssel ist eine Schüssel, ist eine Vase, ist ein Kaffeebecher, ist …
Imkerei gestern und heute
Museum gemeinsam gestalten 2
29. Januar bis 5. März 2023
Wie schrieb Wilhelm Busch 1872 im 1. Kapitel von
„Schnurrdiburr oder Die Bienen“?
Sei mir gegrüßt, du lieber Mai,
mit Laub und Blüten mancherlei!
Seid mir gegrüßt, ihr lieben Bienen,
vom Morgensonnenstrahl beschienen!
Handwerk und Industrie, wie zum Beispiel der Bergbau, unterliegen einem ständigen Wandel. Zum Handwerk gehört auch die Imkerei. In früheren Zeiten war die Erzeugung von Honig fast die einzige Quelle, um an Zucker zu gelangen. Durch die Züchtung der Zuckerrübe, mit einem hohen Anteil an Zucker, hat sich das gewandelt und das Imkerwesen und die Erzeugung von Bienenhonig wurde gegenüber dem Raffinade-Zucker nachrangig.
Die in der Ausstellung „Imkerei gestern und heute“ präsentierten Exponate sollen das Handwerkszeug des Imkers im vergangenen Jahrhundert den heutigen Gebrauchsgegenständen gegenüberstellen. Was früher aus Holz war, wird heute aus Edelstahl hergestellt. Das hat hygienische Gründe und ist dem heutigen Umgang mit dem hochwertigen Lebensmittel Honig geschuldet. Es wird in der Ausstellung aber auch deutlich, dass sich die Art und Weise der Herstellung von Bienenhonig nicht sehr gewandelt hat. Es ist Handwerk im ursprünglichen Sinn. Der Umgang mit Bienen, Beute und Honig erfordert nach wie vor die Hand des Imkers.
Die Ausstellung soll dem geneigten Besucher und der Besucherin darüber hinaus vor Augen führen, wie sehr wir die Biene und die Imkerei in unserer heutigen Umwelt brauchen. Als Bestäuber ist die Biene in vielen Bereichen der Natur und der Landwirtschaft äußerst wichtig. Wir alle können, gerade im ländlichen Raum aber auch auf dem Stadtbalkon, den Bienen, Hummeln und den anderen Insekten helfen, ihre Vielfalt zu leben, indem wir beispielsweise Blumenbeete für Insekten anlegen. Da kann der Bienenhonig gleich noch besser auf dem Frühstücksbrot genossen werden.
In diesem Sinne wünschen wir viel Spaß und Interesse an der Ausstellung über die „Imkerei gestern und heute“
Uwe Stock und Michael Feix
Kunst und Kohle
Museum gemeinsam gestalten 3
Hamelner Künstlerstammtisch
22. April bis 17. Juni 2023
‚Kunst und Kohle‘ ist der dritte Baustein von ‚Museum gemeinsam gestalten‘. Der Titel der Ausstellung ist bewusst gewählt. Die Doppeldeutigkeit des Wortes Kohle ist das Bindeglied zwischen dem Kernthema des Museums und dem materiellen Aspekt kreativer Arbeit. Viel wichtiger aber: Kunst und Bildung sind die Basis der Kulturarbeit und finden hier eine gemeinsame Plattform.
Das Ausstellungsprojekt erschöpft sich aber nicht im Visuellen. Lesungen, Musik und ein Angebot zum aktiven Gestalten sind Bestandteile der Präsentation. Auf den letzten Seiten der Broschüre zur Ausstellung sind alle Informationen zum Programm von ‚Kunst und Kohle‘ zusammengestellt.
Projektpartner des Museums ist der Hamelner Künstlerstammtisch
Seit November 2019 gibt es die Künstlergruppe. Zunächst sollte es eine Art Stammtisch für Gespräche über die Kunst nahezu aller Bereiche sein – deshalb auch der Name Hamelner Künstlerstammtisch. Schnell entwickelten sich daraus diverse Ausstellungen und Autorenlesungen, mit denen die Gruppe relativ bekannt wurde. Deshalb blieb der Name unverändert. Der Hamelner Künstlerstammtisch deckt die Bereiche Malerei, Bildhauerei, Fotografie, Lichtobjekte, Literatur, Musik und Haiga ab.
Die Künstlerinnen und Künstler stellen im Museum und im Bergwerk aus
Kunstraum
Geplant und gebaut als Mehrzweckraum, bietet der flächenmäßig größte Teil des Museums am Hüttenstollen Platz für Sonderausstellungen, Vorträge und alle Aktivitäten, die zum Kanon eines Museums gehören. Darin liegt sicher eine gewisse Schwierigkeit bei der Konzeption von Ausstellungen. Der integrale Ansatz bietet aber auch Chancen, ganzheitliche Projektplanungen zu realisieren. Der Mehrzweckraum wird für ‚Kunst und Kohle‘ zum Kunstraum.
Kunststrecke
Die Ausstellung findet nicht nur im Museum statt. Sie bezieht einen Teil des Bergwerks in die Präsentation ein, soweit die Ausstellungsobjekte und die Verhältnisse unter Tage dies zulassen. Farbenspiel, Temperatur und klimatische Verhältnisse des Hüttenstollens sind eine Herausforderung an die Aussteller:innen, schaffen aber auch eine einzigartige Atmosphäre für die ästhetische Rezeption. Die Förderstrecke des Hüttenstollens wird zur Kunststrecke.
sculpture
Arbeiten von Georg Quast (Mitglied beim Hamelner Künstlerstammtisch)
Die unterschiedlich gestalteten Oberflächen meiner Arbeiten
laden den Betrachter ein, Kunst zu berühren und zu „begreifen“.
(Georg Quast)
2. Juli bis 28. Juli 2023
KUNST:WERKE
Arbeiten von Peter Neff
Gemälde, Skulpturen, Lichtobjekte, Fotografien, Literatur … der Künstler Peter Neff ist ein Multitalent – ein Eindruck seines Schaffens ist unter https://kunstwerke-neff.de/ zu gewinnen – Peter Neff stellt zum wiederholten Mal im Museum am Hüttenstollen aus – KUNST:WERKE ist die vierte Ausstellung im Rahmen des Projekts ‚Museum gemeinsam gestalten‘.
21. April bis 26. Mai 2024
:KOHLE und :SALZ
Sonderausstellung 9. Juni bis 11. August 2024
Von den Salzen ist Natriumchlorid (NaCl), als Koch- und Speisesalz verwendet, am bekanntesten. Es war in früheren Zeiten ein wichtiges Handelsgut. Als „weißes Gold“ bezeichnet, machte es Städte wie Lüneburg reich und mächtig. Salz gehört zu den ältesten Konservierungsmitteln, es fand Verwendung in der Volksmedizin sowie in Handwerk und Gewerbe.
„Die brennenden Steine“ – eine alte Bezeichnung für Kohle – sind schon seit dem Mittelalter bekannt. Zunächst gab es dafür aber nur wenige Verwendungsmöglichkeiten. Für die allermeisten Schmelz- und Siedeprozesse fehlten geeignete Konstruktionen und technische Verfahren. Als Brennstoffe dienten Holz und Holzkohle.
Im späteren 16. Jahrhundert entwickelte Johannes Rhenanus, Salinenmeister in Sooden-Allendorf, einen Ofen, der die Verwendung von Kohle zum Salzsieden ermöglichte. Damit entwickelte sich das Salz im Kontext der Kohle zum Vorläufer der großen Industrie, beginnend im 18. Jahrhundert. Die Salzsiederei mit Kohle als Brennstoff erwirtschaftete das Kapital, mit dem der Aufbau der Schwerindustrie begann. Das „Geschwisterpaar“ Kohle und Stahl bildete sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts heraus. So liegen auch die Ursprünge des Industriereviers an der Ruhr in der Salzproduktion begründet. Als Beispiel sei die Grafschaft Mark genannt.
Im Jahr 1568 übernahm Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg die Regierung im Fürstentum Wolfenbüttel. Im Verlauf seiner Regentschaft konzentrierte er sich auf zwei wesentliche Ziele: die Durchführung der Reformation in seinem Land und die Schaffung von Wohlstand und Reichtum für das Herzogtum durch verschiedenste wirtschaftliche Unternehmungen. Um die landesherrlichen Forsten nicht über Gebühr zu strapazieren, trat neben die Bemühungen, Holz zu sparen, das Bestreben, für die Feuerung Torf oder Steinkohle zu verwenden.
Als 1584 das völlig überschuldete Fürstentum Calenberg an Wolfenbüttel fiel, übertrug Julius seine Prinzipien auch auf dieses Territorium. Bei seinem Tod im Jahr 1589 hinterließ er seinem Sohn ein Land mit geordneten Finanzen, einer prosperierenden Wirtschaft und einer funktionierenden Verwaltung.
Die Umstellung auf Steinkohlenfeuerung im Jahr 1587 machte die drei herrschaftlichen Salzkothen in Salzhemmendorf zum Großabnehmer der Osterwalder Steinkohle. Damit sicherten sie nicht nur den Fortbestand des dortigen Bergwerks, sondern sorgten auch für eine Steigerung der Kohleförderung. Als man zu diesem Zweck einen neuen Stollen, den Tiefen Stollen, auffuhr, erteilte Herzog Julius 1588 die Anweisung, mehrere Hauer an den Osterwald zu schicken.
Eine Abrechnung aus den Monaten November und Dezember 1588 sowie Januar 1589 belegt 24 Bergleute für den Osterwald – eine recht starke Belegschaft. Im Oberen Stollen förderte jeder Hauer damals vier bis fünf Tonnen Steinkohle pro Woche, im Tiefen Stollen zwischen dreieinhalb und viereinhalb Tonnen.