In unregelmäßigen Abständen nehmen wir in unserer Dauerausstellung ein ganz bestimmtes montanhistorisches Thema in den Blick. Die Anzahl der dazu präsentierten Exponate ist klein, ihre Aussagefähigkeit dafür umso größer. Während die Erläuterungen der Objekte in der Ausstellung eher knapp gehalten sind, veröffentlichen wir hier auf unserer Internetseite ausführlichere Informationen zum thematischen Kontext und zu den betreffenden Gegenständen. Die Verbindung der analogen mit der digitalen Präsentation erfolgt mittels eines QR-Codes. Das Projekt ‚Im Fokus‘ steht im Zusammenhang mit der in Planung befindlichen Neugestaltung unserer Dauerausstellung, die eng mit der Homepage des Hüttenstollens verknüpft sein wird.

Der erste Baustein des Projekts ist die Präsentation

Bergbau und Kunst

„Was ist die Kunst so seltsam und sonderbar“, eine Aussage, die dem französischen Philosophen und Schriftsteller der Aufklärung Denis Diderot zugeschrieben wird. Er mag recht haben, aber die Kunst kann noch viel mehr sein: faszinierend, aufregend, verwirrend, fesselnd, abstoßend … Eines ist sie auf jeden Fall: Ausdruck von Schaffensfreude und Kreativität. Sie bildet einerseits die Realität ab, andererseits prägt sie diese auch. Es kann nicht verwundern, dass der Bergbau, der über viele Jahrhunderte hinweg Identität und Gemeinschaft stiftete, seinen Widerhall auch in der Kunst fand. Dabei waren die Ausdrucksformen genauso vielfältig wie die Materialien: Holz, Glas, Porzellan, Metall, Leinwand, sogar Kohle und natürlich Papier verwendeten die Künstler für ihre Plastiken, Grafiken, Schnitzereien, Miniaturen, Ölgemälde, Romane und Gedichte. Die Trachten der Bergleute, ihr Gezähe und Geleucht, die Mühsal ihrer Arbeit, das und vieles mehr gehört zum Thema Kunst und Bergbau.
Was ist Kitsch und was ist Kunst? Die Grenzen sind, wie überall, fließend. Sicher gibt es objektive Kriterien für die Unterscheidung, aber auch die persönliche Vorliebe des Betrachters spielt eine Rolle. Und wer möchte die liebenswert kitschigen Schnitzereien aus dem Erzgebirge verdammen? War ihre Herstellung doch ein wichtiger Nebenerwerb der armen Leute. In der Zeit der „großen Industrie“, als die einst privilegierten Bergleute Teil der großen Masse der Industriearbeiter wurden, gaben die Grafiken eines Hermann Kätelhön und die Gedichte eines Heinrich Kämpchen ihrer Notlage Ausdruck. Heute, da der Bergbau in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle spielt, hat seine künstlerische Darstellung schon eine nostalgische Note. Ölgemälde als persönliche Erinnerung an die Zeit als Bergmann, Jubiläumsgaben aus gepresster Kohle, graphisch gestaltete Urkunden oder Holzschnitzereien halten die Erinnerung wach an eine vergangene Zeit.

Objektfotos, zugehörige Beschreibungen und Hintergrundinformationen zur Präsentation ‚Bergbau und Kunst‘ werden in den kommenden Wochen nach und nach eingestellt.

 

„Vor Ort: Die Arbeitswelt der Bergleute“, Kachel (Keramik) mit Handsiebdruck, Tisa von der Schulenburg

Tisa von der Schulenburg, eigentlich Elisabeth Gräfin von der Schulenburg, wurde im Jahre 1903 als Tochter eines preußischen Generals geboren. Als adlige Offizierstochter verlebte sie eine behütete Kindheit zunächst in London, wo ihr Vater Militärattaché war, dann, nach seiner Versetzung zum Generalstab, in Berlin, zwischenzeitlich auch in Münster.
Ihre künstlerische Karriere begann zunächst beinah unbemerkt mit Scherenschnitten für ihren jüngsten Bruder, bis ihr Talent 1917 von Max Liebermann entdeckt wurde. Ihr Entschluss, Künstlerin zu werden, stieß sich zunächst an den konservativen Familientraditionen. 1926 begann sie ein Studium an der Berliner Kunstakademie.
Die Weltwirtschaftskrise 1929 konfrontierte Tisa von der Schulenburg mit Elend und Arbeitslosigkeit. Es entstanden Zeichnungen von wartenden Arbeitslosen. Der Brand des Reichstages veranlasste sie zur Flucht nach England. Dort ermutigte Henry Moore sie zum Relief. 1936/37 kam sie mit Hilfe der Künstlergruppe „Artist’s International Association“ in Kontakt mit den streikenden Bergleuten im Kohlerevier von Durham. Dort gab sie Schnitzkurse und hielt Vorträge über Kunst. Dort fuhr sie auch zum ersten Mal in ein Bergwerk ein. Es entstanden viele Zeichnungen von Bergleuten. „…mir war, als hätte ich nun eine Heimat, eine Aufgabe gefunden.“
Zurück in Deutschland lebte sie während der Kriegsjahre in Mecklenburg und floh 1945 in den Westen, wo sie als Journalistin arbeitete. Im Ruhrgebiet suchte sie erneut Kontakt zu Bergarbeitern. „Die schwarze Tiefe zog mich mehr denn je an. Ich zeichnete und zeichnete. Mit Wucht brach das Zeichnen wieder durch. Tusche. Schwarz-weiß. Männer beim Gesteinbohren. Männer vor Ort.“
1948 wollte sie nach England zurückzukehren; ihr wurde die Einreise verweigert, was sie in eine tiefe Krise stürzte. Sie suchte und fand einen Ausweg, konvertierte zum katholischen Glauben und trat 1950 als Schwester Paula in das Dorstener Ursulinenkloster ein.
Es entstanden eine Reihe von religiösen Kunstwerken, daneben aber, vor allem nach der Öffnung des Klosters nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, kehrte sie zu ihren Tuschezeichnungen zurück: immer wieder stellte sie Bergarbeiter dar.
„Sie fuhr mit den Männern ein in die Tiefe, kroch zu ihnen ins Streb, stand mit ihnen im Wasser, atmete den stickigen Kohlenstaub im betäubenden Lärm der Presslufthämmer. Oft. Immer wieder. Sie kennt den Kohlenbergbau in England, in Indien, im Ruhrgebiet. Die dort miterlebten, miterlittenen Situationen, die den Menschen das Letzte abfordern, stellt sie seit jeher dar. Aus sozialem Engagement.“ (Ruhrwort Dezember 1977)
Tisa von der Schulenburg erhielt am 19. Juli 1994 in der Lohnhalle der Zeche „Fürst Leopold“ das Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk und für ihr ausgeprägtes soziales Engagement. Mit den Worten „Ich habe in meinem Leben mehr von den Bergleuten gelernt als diese von mir“, bedankte sie sich und nahm die hohe Auszeichnung für „ihre“ Bergleute entgegen.
Wegen der drohenden Schließung ihres Bergwerkes errichteten die Bergleute in Dorsten 1997 eine Mahnwache, um auf ihre Situation hinzuweisen. Tisa von der Schulenburg solidarisierte sich mit ihnen und nahm an der Mahnwache teil.
Tisa von der Schulenburg / Schwester Paula starb im Alter von 97 Jahren am 8. Februar 2001 in Dorsten.

 

„Bergmann mit Drucklufthammer am Kohleflöz“, Ölgemälde von Georg Schlesiger

Georg (George) Schlesiger
Georg Schlesiger, geboren am 9. August 1925 in Langenwalde im Kreis Braunsberg in Ostpreußen, kam über Umwege zur Kunst: Schon als Kind malte er gern und gut. Der Wunsch, Bildhauer zu werden, wurde ihm verwehrt, da er aus einer Familie mit Handwerkertradition stammte, die er fortsetzen sollte.
Zwischen 1947 und 1957 arbeitete er auf der Zeche Viktoria in Lünen als Bergmann. Von seinem ersten Bergmannslohn kaufte er sich einen Malkasten. Seine damaligen Lebensumstände erlaubten es ihm jedoch nicht, sich der Kunst zu widmen
Er wanderte mit seiner Familie nach Kanada aus und verdiente dort seinen Lebensunterhalt als Holzfäller, Malergehilfe, Maler, Tankstellenbetreiber und Farmer. Erst nach Ende seines Berufslebens konnte er sich intensiv mit der Malerei befassen und sich darin ausbilden lassen.
In den 1990er Jahren verarbeitete Georg Schlesiger seine Erinnerungen an die Zeit als Bergmann in einer Reihe von Bildern, die er teils mit Ölfarben, teils mit Wasserfarben malte. Gelegentlich besuchte Schlesiger die alte Heimat, verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen führten ihn auch in den Landkreis Hameln-Pyrmont. Am 28. März 2017 verstarb er im Alter von 91 Jahren in Fort Saskatchewan, Provinz Alberta, in Kanada.

 

Hermann Kätelhön: Selbstbildnis, Radierung, 1915

Hermann Kätelhön: (* 22. September 1884 in Hofgeismar; † 24. November 1940 in München)
Hermann Kätelhön war ein realistischer Zeichner, Radierer, Holzschneider und Keramiker. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Marburg. Schon früh erkannte seine Mutter Barbara sein Talent und schickte ihn zum Zeichenunterricht zu Friedrich Klingelhöfer, der sich, Carl Bantzers Worten zufolge, „stets aller zur Kunst neigenden jungen Leute in Marburg annahm“.
Von 1903 bis 1905 besuchte Hermann Kätelhön die Kunstakademie in Karlsruhe und war Meisterschüler in der Töpferklasse. Souverän beherrschte er den Aufbau seiner Gefäße auf der Töpferscheibe und entwickelte einen an den Marburger Vasen orientierten Stil. Verschiedene Museen kauften seine Keramikarbeiten, die durch einen goldglänzenden Aventurin gekennzeichnet waren. In den Jahren 1906 und 1907 studierte er an der Münchener Akademie bei Peter Halm und erlernte die Technik des Radierens. 1908 kehrte er nach Marburg zurück und schloss sich der Willingshauser Malerkolonie an. Seine Töpferei betrieb er weiterhin in Marburg. Bis 1919 schuf Hermann Kätelhön in Willingshausen etliche Zeichnungen, Radierungen und Holzschnitte von Menschen und Landschaften der Schwalm. 1917 lernte er die aus Dresden stammende Malerin Toni Plettner kennen, die bei Carl Bantzer studierte. Sie heirateten im selben Jahr und übersiedelten nach Essen. Dort begeisterte Kätelhön sich für das Folkwang-Konzept von Karl Ernst Osthaus und bezog ein neues Atelier auf der Essener Margarethenhöhe. In Essen entstand auch eine seiner wichtigsten Arbeiten, das Mappenwerk ‚Die Arbeit‘. Es besteht aus Radierungen, die das Alltagsleben der Bergleute unter Tage zum Thema haben. Trotz seiner körperlichen Beeinträchtigungen fuhr Kätelhön viele Male mit den Bergleuten ein, um „vor Ort“ jeden einzelnen Arbeitsgang zu skizzieren. Nahezu 20 Jahre lang setzte er sich in seinen Arbeiten mit der Montanindustrie auseinander und hielt Industriekulissen mit Bergwerksanlagen, Kokereien und Hochöfen, die sich wandelnde Landschaft und die Menschen bei der Arbeit in Radierungen, Lithographien und Holzschnitten fest.
In einem Brief an Carl Bantzer schrieb Kätelhön am 18. Oktober 1930: „Die Verhältnisse hier im Revier sind ja alles andere als rosig und das Elend steht ja jeden Tag vor jedermanns Tür … Das Schicksal hat mich nun einmal hierher geführt, hat mir seine Aufgaben aufgegeben und wenn das Herz auch manchmal sehnsuchtsvoll nach Feldern, Blumen und unseren Hessischen Wäldern verlangt, mich hat das Leben hier in seinen Bann genommen und verlangt das Letzte von mir.“
Dennoch widmete Kätelhön sich auch immer wieder der Natur. In Wamel am Möhnesee ließ er sich 1938 eine Kupferdruckwerkstätte errichten. Hermann Kätelhön starb 1940 im Alter von 56 Jahren in München und wurde am Möhnesee bestattet.

Hermann Kätelhön: Unter Tage, Radierung

Hermann Kätelhön: Müder Bergman, Lithographie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kohlekeramik

Kohlekeramik

Die ‚Entdeckung‘ dieses Materials, das vielfach auch als „schwarzes Porzellan“ bezeichnet wird, hat ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg, als man nach kostengünstigen Ersatzstoffen für die industrielle Produktion suchte. In diesem Zusammenhang versuchte die Industrie ein Substitut für Kohle in den Bereichen der Nachrichten- und Filtertechnik, für die Herstellung von Elektroden, Dichtungen und Isolatoren zu finden. Der Konzern Krupp entwickelte zu diesem Zweck eine Kunstkohle, die jedoch nicht den erwünschten Erfolg zeigte, die Forschung wurde eingestellt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahm Ingenieur Fritz Lange auf der Zeche Hannover in Bochum die Forschung zur Entwicklung einer Kunstkohle für zivile Zwecke wieder auf. 1947 erfolgte die Gründung der Kohlekeramischen Anstalt in Bochum. Fritz Lange gelang die Produktion von Kohlekeramik auf Basis von einfacher Steinkohle, nicht wie bei Vorgängerversuchen mit hochwertigen und teuren Spezialkoksen. Die Steinkohle wurde fein gemahlen, mit verschiedenen Zusätzen angereichert, gesintert und gebrannt. Die Kenntnis über die Zusatzstoffe sowie deren Mischungsverhältnis mit der Kohle ist leider verloren gegangen. Versuche neuerer Zeit, Kohlekeramik herzustellen, schlugen fehl. Damit ist die Kohlekeramik im wahrsten Sinne des Wortes historisch.

Kohlekeramik

Die in Bochum hergestellte Kohlekeramik war hart, hitzebeständig und wasserfest und ließ sich schleifen, fräsen und polieren. In der Industrie setzte sie sich nicht durch, dafür fand sie Verwendung im Kunstgewerbe.

Die Kohlekeramische Anstalt stellte Plaketten und Medaillen für religiöse, kulturelle und sportliche Ereignisse her. Vielfach kamen hier auch Motive aus dem Bergbau zur Ausführung. Bergwerke verteilten Erinnerungsplaketten an Auszubildende, aber auch Kegelvereine, Kirchengemeinden oder Städte gaben bei der Kohlekeramischen Anstalt Plaketten oder Gedenkmedaillen nach ihren Vorgaben in Auftrag. Neben Plaketten und Medaillen fertigte man auch Aschenbecher, Vasen und Feuerzeuge aus diesem vielseitig nutzbaren Material. Das Verbreitungsgebiet der Kohlekeramik beschränkte sich hauptsächlich auf das Ruhrgebiet.

Kohlekeramik

1967 schloss die Kohlekeramische Anstalt in Bochum, die Produktion wurde zum Bergwerksverband Essen-Frillendorf verlagert. 1986 wurde die Fertigung des „schwarzen Porzellans“ endgültig eingestellt.

Figur „Heilige Barbara“ in geschnitzter Kohle

 

 

Heilige Barbara
Der Kult um die Verehrung der Heiligen Barbara als Nothelferin hat seinen Ursprung im Osten. Das früheste Zeugnis für ihre Verehrung im Abendland ist ein Pfeilerfresko von 705 in der Kirche Santa Maria Antiqua in Rom. Seit dem 14. Jahrhundert findet man ihren Namen auch als Grubennamen im Bergbau. Jährlich wird am 4. Dezember das Barbarfest gefeiert.
Der Legende nach ließ sich Barbara heimlich zur Christin taufen, woraufhin ihr Vater sie zornig in einem Turm einschloss. Jedoch konnte Barbara aus dem Turm entkommen und fand Unterschlupf bei den Bergleuten. Als ihr Aufenthaltsort von einem Schäfer verraten wurde und sie trotz alledem standhaft bei ihrem Glauben blieb, wurde sie von ihrem Vater durch Enthauptung hingerichtet.
Trotz des offensichtlich christlichen Hintergrunds ist die Heilige Barbara für den Bergmann, gleich welcher Konfession, ein Inbegriff seines Standesbewusstseins und Verkörperung bergmännischer Tradition.

Schnitzerei
Der Ursprung der Schnitzerei von kunsthandwerklichen Kleinoden wie Schwibbögen, Nussknackern, Weihnachtspyramiden und Räuchermännchen wird dem Bergbau zugeordnet. Schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde im Erzgebirge solches Holzspielzeug hergestellt. Obwohl der Bergbau über Jahrhunderte hinweg omnipräsent in dieser Gegend war, konnte er den dort wohnenden Menschen nicht durchgängig die Lebensgrundlage sichern. Angeregt durch den Holzreichtum des Gebirges wurde so die Schnitzerei zu einem Nebenverdienst der Bergleute. Während im Westen das Schnitzen durch den immer wieder auflebenden Bergbau im Wesentlichen nur eine Feierabendbeschäftigung blieb, wurde es im Osterzgebirge zum Lebenserwerb.
In der Schnitzerei findet man, neben christlichen Abbildungen, auch das Thema Bergbau, vor allem mit dem immer wiederkehrenden Motiv des Lichts.

Tischuhr aus geschnitzter Kohle

Neben dem Holz als traditionellem Werkstoff, bearbeiteten Bergleute aber auch Kohlebrocken und stellten daraus die unterschiedlichsten Schmuckgegenstände her. So entstanden Briefbeschwerer, Uhren oder Schmuckreliefs. Ein vielverwandtes Motiv – neben den Bergbauinsignien Schlägel und Eisen – war die heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute.
In den Regionen, wo die Schnitzerei nicht zum Nebenerwerb diente, fertigten Bergleute die sogenannten Feierabendarbeiten an. Auch in ihrer Freizeit setzte sich so mancher Bergmann mit seiner Arbeitswelt und dem Arbeitsleben künstlerisch auseinander.

Lichttaler
Die Reichstaler, die Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel in den Jahren 1569 bis 1587 prägen ließ, werden auch Lichttaler genannt. Sie hatten den Münzwert von einem Reichstaler.
Die Vorderseite dieser Münzen zeigt einen „Wilden Mann“, der einen Baumstamm und ein brennendes Licht trägt.

Lichttaler aus dem 16. Jh.

Das Motiv des „Wilden Mannes“ erscheint 1539 erstmalig auf den Münzen der Braunschweig-Wolfenbüttelschen Herzöge. Der „Wilde Mann“ symbolisiert das Natürliche, Urwüchsige. Er bevölkerte dem Volksglauben nach die unbewohnbaren und unzugänglichen Berg- und Waldgebiete. Als Literaturgestalt erscheint er in Sagen, Märchen und der mittelalterlichen Epik, seit dem 14. Jahrhundert wird er als Symbolgestalt auch in der darstellenden Kunst abgebildet.
Einer Sage aus dem Harz zufolge war er der Hüter der Erz- und Silberschätze im Gebirge. Zeit seines Lebens bewahrte er die Erz- und Silberschätze vor der Entdeckung durch die Bergleute. Erst nach seinem Tod konnte das erste Silber bergmännisch zu Tage gefördert werden.

Lichttaler aus dem 16. Jh.

Auf den ersten Lichttalern war der „Wilde Mann“ noch unbekleidet, seine Nacktheit verbarg er mit einem Baumstamm. Die Prägung von 1583 zeigt den „Wilden Mann“ mit einem Schurz aus Eichenlaub, den Baum hält er wie eine Waffe in seiner rechten Hand, die linke trägt ein Licht.
Die Münze wurde in Goslar, einer der welfischen Münzstätten geprägt, erkennbar an dem Doppelkreuz im umlaufenden Spruchband der Münze – links neben dem Kopf des „Wilden Mannes“ – , in dem der Wahlspruch des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel eingeprägt ist.
ALIIS IN SERVIENDO CONSUMOR = Im Dienste Anderer verzehre ich mich.

 

 

 

Ehrenurkunden

Hauerbriefe, anlässlich von Jubiläen ausgegebene Urkunden, Auszeichnungen aufgrund besonderer Arbeitsleistungen – diese und viele andere Dokumente sind mit Motiven aus der Montanindustrie illustriert. Zur Sammlung des Museums am Hüttenstollen gehören auch einige Urkunden aus dem ehemaligen Ostblock wie diese Ehrenurkunde aus dem tschechoslowakischen Uranbergbau.

Ehrenurkunde der Joachimsthaler Minen (Staatsunternehmen, Tschechoslowakei)

 

Text der Urkunde:
Genosse
Perutek, Josef
Der Betriebsrat und die Werksleitung sprechen Dir hiermit Dank und Anerkennung für Deine mustergültige Arbeitsleistung im 4. Quartal des Jahres 1953 aus, in dem Du als allerbester Arbeiter deiner Sparte bewertet wurdest.
Mit seiner vorbildhaften Arbeitsleistung hat er zum Aufbau des Sozialismus in unserem Vaterland und zur Festigung des Friedens in der Welt beigetragen.

 

Die Stadt Jachymov im Erzgebirge/Böhmen, früher St. Joachimsthal, war seit dem 16. Jahrhundert ein Zentrum des Erzbergbaus, in den Minen wurde Silbererz gewonnen und gehörte bis Ende des Ersten Weltkrieges zur österreichischen Monarchie.
Seine wirtschaftliche Blütezeit erlebte St. Joachimsthal im 16. und 17. Jahrhundert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Abbau von uranhaltigen Erzen, die zur Herstellung von Farben für die Glas- und Keramikindustrie Verwendung fanden, begonnen. 1906 gründete die Stadt das erste Radonkurbad der Welt, das radioaktive Wasser der Grube Einigkeit wird auch heute noch für Kurzwecke genutzt.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Joachimsthal Teil der neu gebildeten Tschechoslowakei, im Oktober 1938 besetzten deutsche Truppen die Stadt und gliederten sie in den Reichsgau Sudetenland ein, der bis 1945 bestand.
Unter dem Hitlerregime forschte man mit den in Joachimsthal gewonnenen Uran zum Bau einer Atomwaffe. Bei der Stadt Joachimsthal errichteten die Deutschen mehrere Arbeitslager für russische und französische Kriegsgefangene, die in den Minen arbeiten mussten.
Mit dem Kriegsende 1945 übernahm die Sowjetunion die Ausbeutung der Uranerze und auch die Zwangsarbeiterlager der Deutschen. Nun waren dort Zwangsverpflichtete und politische Häftlinge des tschechischen Regimes untergebracht, auch sie mussten unter elenden Arbeitsbedingungen in den Minen arbeiten. 1964 wurde der Uranbergbau in Jachymov eingestellt.
Seit 2019 gehören die Joachimsthaler Uranminen als Montanlandschaft Jachymov zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge.

 

Besondere Bedeutung kam im Bergbau dem Rettungswesen zu. Daher finden sich dort entlehnte Motive häufig in der künstlerischen Darstellung des Bergbaus. Die hier wiedergegebene Zeichnung bildet einen Bergmann der Grubenwehr mit Atemgerät ab. Der Urheber des Werkes ist unbekannt, die Reproduktion stammt vermutlich aus Südafrika.

Bergmann der Grubenwehr mit Atemgerät