Am Freitag, den 25. September 2020 folgt der zweite Vortrag der diesjährigen Reihe im Museum am Hüttenstollen. Nach wie vor dürfen aufgrund der aktuellen Beschränkungen durch die Corona-Pandemie nur 12 Personen pro Vortragsabend teilnehmen und eine Voranmeldung ist zwingend vorgeschrieben. Interessierte können sich unter der E-Mailadresse kontakt@der-huettenstollen.de, telefonisch unter 05153-964846 (AB) oder bei Frau Anja Reimann unter 01520 3290103 anmelden.

Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr im Museum am Hüttenstollen, der Eintritt ist wie immer frei.

Referent ist der Historiker Dr. Dirk Neuber aus Wunstorf und sein Vortrag trägt den Titel „Steinkohle als Ausweg? Der lange Weg vom solaren zum fossilen Zeitalter im mittleren Niedersachsen“

Steinkohle aus dem Hüttenstollen

Die Sonne ist die einzig nennenswerte Energiequelle für die Biosphäre der Erde. Die Jäger- und Sammlergesellschaften unterschieden sich in ihrer Form der Energienutzung nicht wesentlich von Raubtierpopulationen: sie schöpften in ihrer ökologischen Nische genau soviel Energie ab, wie diese dauerhaft nachliefern konnte. Sie verfügten über ein sogenanntes unmoduliertes Solarenergiesystem.

Mit dem Übergang zur sesshaften Lebensweise vor 10.000 Jahren verband sich der Beginn der Agrargesellschaften. Für diese blieb die Sonne die einzige Energiequelle, doch modifizierten sie den Energiefluss in wesentlich stärkerem Maße als die primitiven Gesellschaften. Die vorindustrielle Landwirtschaft war ein System zur Umlenkung von Sonnenenergie für menschliche Zwecke. Die Abhängigkeit von der Solarenergie setzte dem Wachstum der Bevölkerung und der Produktion Grenzen. Die Agrargesellschaften waren immer mit einem stationären Zustand konfrontiert, in dem sie von ihrem Lebensraum genau soviel Energie abschöpfen konnten, wie dieser dauerhaft zur Verfügung stellte. Sie erreichten dadurch ein „stationäres Maximum“, das ein Wirtschaftswachstum als Normalzustand der Ökonomie nicht zuließ. In der Endphase dieses modulierten Energiesystems begann aber der Aufbruch Englands in das Industriezeitalter. Mit der Nutzung fossiler Brennstoffe, in erster Linie Kohle, setzte generell die Industrialisierung ein. Kohle beruht auf photosynthetisch gebundener Sonnenenergie, die sich in einem Zeitraum von mehreren 100 Millionen Jahren angesammelt hat und nun in wenigen 100 Jahren verbraucht wird. Der Zugriff auf fossile Energien ermöglicht es der Industriegesellschaft, in nie dagewesener Weise Stoffe umzuwandeln, zu bewegen, zu konzentrieren. Sie befindet sich in einem vorübergehenden Zustand des Energieüberflusses.